Pat Cox, Koordinator der EU-Kommission für den Skandinavisch-Mediterranen Korridor und langjähriger Förderer des Fehmarnbelt-Projekts, konnte zwar nicht persönlich vor Ort sein, schickte jedoch seine Grußbotschaft nach Fehmarn:
„Für die EU ist dies ein TEN-V-Vorzeigeprojekt, mit dem eine fehlende und wichtige grenzüberschreitende Verbindung zwischen Skandinavien und Deutschland und weiter zum Mittelmeerraum geschaffen wird. Letztendlich wird der Fehmarnbelt-Tunnel die Verbindung zwischen den europäischen Regionen schaffen und die Mobilität stärken. Die positive Dynamik, die dieses Projekt mit sich bringt, wird in Zukunft mehr europäische Bürger und Unternehmen zusammenbringen.“
Engpässe beseitigen und eine Lücke im europäischen Verkehrsnetz schließen – dieses Thema betonte auch Enak Ferlemann, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur:
„Der Fehmarnbelt-Tunnel wird eines der größten und bedeutendsten Verkehrsinfrastrukturprojekte Europas im laufenden Jahrzehnt. Die Verbindung zwischen den beiden bedeutenden Wirtschafts- und Wissenschaftsstandorten Kopenhagen-Malmö und Hamburg wird deutlich beschleunigt. So reduziert sich die Bahnfahrt von Hamburg nach Kopenhagen auf nur noch 2,5 Stunden, das ist ein wichtiges Signal für die Schiene als Verkehrsträger des 21. Jahrhunderts. Das Fehmarnbelt-Projekt dient dem Zusammenwachsen in Europa und fördert die Entwicklung und den Austausch von Wirtschaft, Wissenschaft und Tourismus.“
Benny Engelbrecht, dänischer Verkehrsminister, hatte sich in den vergangenen Monaten regelmäßig ein Bild vom Baufortschritt auf der Tunnelbaustelle auf Lolland gemacht. Nun freute er sich zu sehen, dass das Infrastrukturprojekt auch auf Fehmarn Fahrt aufnimmt:
„Der Fehmarnbelt-Tunnel ist sowohl für Dänemark als auch für Deutschland, ja für ganz Europa, ein außerordentlich wichtiges Bauprojekt. Ich freue mich daher sehr, dass wir heute hier auf Fehmarn den Spatenstich begehen können. Auf beiden Seiten des Fehmarnbelts arbeiten wir auf das gemeinsame Ziel hin.“
Und dieses Ziel ist klar definiert: Ab 2029 wird die Fahrt durch den 18 Kilometer langen Fehmarnbelt-Tunnel nur noch sieben Minuten mit dem Zug und zehn Minuten mit dem Auto dauern. Die Chancen, die diese neue, schnellere Verbindung für die Menschen in Ostholstein mit sich bringt, hob Bernd Buchholz, Verkehrsminister von Schleswig-Holstein, hervor:
„Der Fehmarnbelt-Tunnel rückt nicht nur Kopenhagen näher an Hamburg heran, sondern entfaltet auch enorme Wirkung für Schleswig-Holstein. Modellrechnungen haben ergeben, dass aufgrund der verbesserten Verkehrsinfrastruktur mit einem Beschäftigungswachstum allein im Kreis Ostholstein von 600 bis 1.110 Arbeitsplätzen zu rechnen ist. Und ich bin sicher, dass auch die bisherigen Kritiker auf Fehmarn schon bald von den Vorteilen überzeugt sein werden. Denn das Großprojekt wird sich schon während der Bauphase als touristische Attraktion erweisen und der Insel auch darüber hinaus neue Strahlkraft verleihen.“
Mit Planung, Bau und Betrieb des Fehmarnbelt-Tunnels ist die dänische Projektgesellschaft Femern A/S beauftragt. Den Vorhabenträger für den deutschen Straßenteil des Tunnels vertritt die Bund/Länder-Projektgesellschaft DEGES. Im Namen der Vorhabenträger sprach Mikkel Hemmingsen, Vorstandsvorsitzender der staatlichen dänischen Sund & Bælt Holding A/S, zu der auch Femern A/S gehört:
„Nur wenige Meter von dieser Feier entfernt werden in Zukunft Autos und Züge in den 18 Kilometer langen Fehmarnbelt-Tunnel fahren. Mit dem heutigen Spatenstich fällt der Startschuss für die Bauphase auf Fehmarn. Wir sind uns dabei unserer Verantwortung bewusst. Es geht uns nicht nur darum, den Bauprozess so reibungslos wie möglich zu organisieren. Sehr wichtig ist uns auch, ein guter Nachbar zu sein. Wir wollen immer ansprechbar sein. In unserem Infocenter in Burg, aber auch im direkten Umfeld der Baustelle.“
Projektstand in Deutschland
Seit das Bundesverwaltungsgericht am 3. November 2020 alle Klagen gegen den Planfeststellungsbeschluss abgewiesen hatte, besteht Baurecht für den Fehmarnbelt-Tunnel in Deutschland. In Dänemark hatte das Parlament 2015 ein Baugesetz für Fehmarnbelt-Tunnel erlassen.
Nachdem auf deutscher Seite bereits 2019/2020 bauvorbereitende Maßnahmen vor allem im Umweltbereich umgesetzt wurden, hat das Lübecker Unternehmen Grothe Bau von Frühjahr bis Herbst 2021 die Baustelle bei Puttgarden erschlossen: So wurden beispielsweise Frisch- und Abwasserleitungen sowie Stromkabel verlegt und Baustraßen errichtet. Außerdem wurden zwei Umspannwerke gebaut, die die Baustelle mit Strom versorgen werden.
Das Areal wurde inzwischen an die beiden Konsortien FLC und FBC übergeben, die die Baustelle derzeit einrichten. Derzeit wird die Baustelle zudem eingezäunt. Im November wurde damit begonnen, auf landwirtschaftlichen Flächen Oberboden abzutragen, der während der Bauzeit zwischengelagert wird.
Auch seeseitig nimmt das Projekt Form an: So wurde im September 2021 mit dem Aushub des Tunnelgrabens im deutschen Teil des Fehmarnbelts begonnen. Im Oktober 2021 hat der Bau der küstennahen Anlagen östlich des Fährhafens Puttgarden begonnen. Zunächst wird der äußere Rückhaltedamm als Teil des Tunnelportals errichtet. Dann folgen die ersten Teile des deutschen Arbeitshafens und der Landgewinnungsfläche.
Projektstand in Dänemark
Auf dänischer Seite wurde im Sommer 2020 mit dem Bau des Arbeitshafens bei Rødbyhavn begonnen. Der Umriss des dänischen Tunnelportals ist bereits gut erkennbar. Mittlerweile ist die Baugrube ausgehoben, und der Rohbau wird für das Portalgebäude vorbereitet.
Auch die Arbeiten an der Fabrik, in der die Tunnelelemente hergestellt werden, laufen. Ende 2023/Anfang 2024 wird dort voraussichtlich mit der Fertigung begonnen. Es ist geplant, das erste Tunnelelement 2024 abzusenken.
Im Juli 2021 haben auf dänischer Seite die Aushubarbeiten für den 18 Kilometer langen Tunnelgraben begonnen. Derzeit sind mehr als 60 Arbeitsschiffe im Einsatz. Auch die Landgewinnung vor der Küste Lollands ist in vollem Gange, insgesamt entstehen rund 300 Hektar Natur- und Erholungsgebiete.