Was suchen Sie?

19 Dezember 2023

Jahresrückblick 2023

Ein ereignisreiches Jahr mit deutlichem Fortschritt auf den Baustellen des Fehmarnbelt-Tunnels geht zu Ende. Der Tunnelgraben ist fast komplett ausgehoben. Sowohl in Deutschland als auch in Dänemark entstehen die ersten Tunnelabschnitte an Land, während gleichzeitig an den Zufahrten für Züge und Autos gearbeitet wird. Parallel läuft die Fertigung der Tunnelelemente in der Fabrik bei Røbyhavn. Wir blicken zurück auf die wichtigsten Arbeiten des Jahres 2023.

Baustelle Puttgarden

Auf der rund 100 Hektar großen deutschen Tunnelbaustelle hat sich im vergangenen Jahr einiges getan.

Deutlich ist der Baufortschritt im Tunnelportal erkennbar. Dort, wo einmal die Züge und Autos in den Fehmarnbelt-Tunnel fahren werden, wurde in diesem Jahr eine bis zu zwölf Meter tiefe Baugrube ausgehoben und damit begonnen, die Tunnelabschnitte in offener Bauweise herzustellen. Konkret bedeutet das, dass vor Ort Schritt für Schritt zunächst die Sohle, dann die Seitenwände und schließlich die Tunneldecke der einzelnen Abschnitte in konventioneller Bauweise betoniert werden. Im Herbst 2023 wurden eine Sauberkeitsschicht hergestellt und der Bewehrungsstahl vorbereitet, mittlerweile sind die ersten Bodenplatten der küstennahen Tunnelabschnitte betoniert.

Der Beton, der für die Arbeiten im Tunnelportal verwendet wird, hat einen kurzen Weg: Er wird im Betonmischwerk direkt vor Ort hergestellt. Insgesamt zwei Betonmischanlagen wurden 2023 auf der deutschen Baustelle errichtet und erfolgreich in Betrieb genommen.
Das für den Beton benötigte Material wird zum Großteil mit Frachtschiffen über den Arbeitshafen angeliefert. Ende Juli 2023 ist der deutsche Arbeitshafen offiziell in Betrieb gegangen. Als erstes Schiff hat am 22. Juli der Frachter „Lady Anneke“ Schotter aus Norwegen auf die deutsche Baustelle gebracht. Seitdem werden wöchentlich unter anderem Zuschlagstoffe für die Betonproduktion per Schiff angeliefert. Diese werden direkt neben dem Hafen bis zu ihrer Verwendung zwischengelagert. Dafür wurden unter anderem zwei Silos errichtet, in denen Zement gelagert werden kann. Durch die Anlieferung von Waren über den Arbeitshafen werden viele Transporte über die Insel Fehmarn vermieden und das örtliche Wegenetz geschont.

Auch landeinwärts sind deutliche Veränderungen auf der deutschen Baustelle sichtbar. Kurz hinter der ehemaligen Küstenlinie schließt sich an den Tunnel in offener Bauweise eine etwa 150 Meter lange Lichtübergangszone an. Sie stellt einen fließenden Übergang zur Autobahn und Bahntrasse an Land her. Hier wurde damit begonnen, die Baugrube für das künftige Portalgebäude auszuheben.

Die vorbereitenden Arbeiten für den Bau von zwei von insgesamt drei Brücken sind weit vorangeschritten. Südlich des umgelegten Marienleuchter Weges ist eine mehrere Meter tiefe Baugrube entstanden. In ihr werden die Fundamente für eine neue Brücke vorbereitet, die den Marienleuchter Weg über die künftige Bahntrasse führen wird.
Die Arbeiten im Trog für die künftige Bahntrasse schreiten ebenfalls voran. Eine etwa 250 Meter lange Stützwand, die die seitliche Wand des Bahntrogs bildet, ist mittlerweile fast vollständig betoniert. Sie wird direkt an das Brückenbauwerk anschließen, das den Marienleuchter Weg über die künftige Bahntrasse führt.

Auch bei der zweiten von den insgesamt drei Brücken, die auf der Baustelle bei Puttgarden gebaut werden, tut sich einiges: In der ersten Jahreshälfte 2023 ist dort ein mehrere Meter hoher Damm entstanden, der der Bodenstabilisierung dient. Der erforderliche Setzungsprozess ist mittlerweile abgeschlossen, sodass bald die ersten Arbeiten folgen können, damit später die Autobahn E47 mittels einer Brücke über den Marienleuchter Weg und anschließend Richtung Tunneleinfahrt geführt werden kann.

Auf der deutschen Tunnelbaustelle sind momentan rund 180 Personen beschäftigt.

Baustelle Rødbyhavn

Die dänische Baustelle ist mit rund 220 Hektar deutlich größer als die deutsche Baustelle. Rund 150 Hektar davon nimmt die Tunnelelementfabrik ein. Die Fabrikanlage besteht aus insgesamt sechs Produktionslinien, die sich auf drei Produktionshallen verteilen. Insgesamt werden 79 Standardelemente und 10 Spezialelemente produziert. 2023 wurde auf allen Produktionslinien damit begonnen, Tunnelsegmente zu fertigen. Das erste Tunnelsegment wurde im Juli 2023 betoniert. Jedes Standardelement besteht aus neun der etwa 24 Meter langen Segmente. Insgesamt werden also 711 Segmente in der Fabrik hergestellt.

Seit Oktober 2023 sind die drei großen Becken vor der Fabrik mit Wasser gefüllt. Jedes Becken ist etwa elf Meter tief und fasst rund 1,6 Millionen Kubikmeter Wasser. Das entspricht der Wassermenge von 640 olympischen Schwimmbecken. Das Füllen der Becken war ein wichtiger Schritt, damit die fertigen Tunnelelemente ab 2024 über den dänischen Arbeitshafen in den Fehmarnbelt geschleppt und abgesenkt werden können.

Der rund 50 Hektar große Arbeitshafen ist bereits seit Sommer 2022 in Betrieb. Über ihn werden – ebenso wie über das deutlich kleinere deutsche Pendent – Baumaterialien direkt zur Baustelle geliefert und somit das örtliche Straßennetz geschont. Östlich des Hafens wurden 2023 insgesamt vier Silos errichtet, in denen angelieferte Zuschlagstoffe wie Kies und Sand sowie Zement gelagert werden.

Vor den Produktionslinien der Tunnelelementfabrik haben 2023 die Arbeiten an dem sogenannten Schiebetor (Sliding gate) begonnen. Dabei handelt es sich um eine sehr große Stahlkonstruktion, die auf Schienen gleitet und die einzelnen Produktionslinien abwechselnd verschließt, wenn ein Element verschifft werden soll. Das bedeutet, dass nur ein einziges Tor installiert werden muss. Das Schiebetor ist 110 Meter lang, 11 Meter hoch und etwa 15 Meter tief. Aus technischen Gründen hat es die Form eines Keils, um dem Wasserdruck besser standzuhalten.

Am anderen Ende der Becken befindet sich das Floating Gate, ein schwimmfähiges Tor, das zwischen den einzelnen Becken bewegt werden kann. Es kann die Becken in Richtung Arbeitshafen verschließen. Anstatt auf Schienen zu fahren, ist das Tor mit Tanks ausgestattet, die mit Luft oder Wasser gefüllt werden können. Dieses Tor wird mit Schleppern bewegt. Das schwimmende Tor ist 45 Meter breit, 19 Meter hoch und 21 Meter tief. Es ist mit internen Pumpen und anderen technischen Einrichtungen ausgestattet, sodass es sich selbst auf- und abwärts bewegen kann. Im Oktober 2023 wurde es erfolgreich in Betrieb genommen.

Auch im dänischen Portal laufen die Arbeiten auf Hochtouren. Ebenso wie auf der deutschen Seite entsteht hier ein Tunnelabschnitt in offener Bauweise. Im ersten Schritt wurde 2023 der sogenannte Pumpensumpf gebaut, ein großer unterirdischer Behälter, der Regenwasser auffängt. Mittlerweile werden die ersten Tunnelabschnitte in offener Bauweise hergestellt.

Auf der dänischen Tunnelbaustelle sind rund 2000 Menschen beschäftigt. Viele von ihnen wohnen in der eigens errichteten Wohnanlage in Baustellennähe in Rødbyhavn. Im Oktober 2023 wurde die Anlage komplett fertiggestellt und bietet seitdem über 1300 Menschen Wohnraum in Einzelzimmern mit eigener Toilette und Dusche.

Arbeiten im Fehmarnbelt

Mehr als 95 Prozent der Aushubarbeiten für den 18 Kilometer langen Tunnelgraben sind bereits abgeschlossen. Die Landgewinnungsarbeiten vor der Küste Lollands sind in vollem Gange, rund 300 Hektar neues Land entstehen dort.

Connecting Europe
Sprache: Deutsch

Sprache: Deutsch