Bachstelzen, Fasane, Feldlerchen, Schwäne – auf der Tunnelbaustelle leben viele verschiedene Vogelarten. Manche machen auf der Durchreise dort auch nur mal kurz Zwischenstation. In der gerade zu Ende gegangenen Brutzeit gab es einen besonderen Gast: Erstmals hat der Flussregenpfeifer auf der Baustelle genistet und erfolgreich seine Küken großgezogen. Seit 2020 steht der kleine Vogel laut Roter Liste auf der Vorwarnliste.
„Dass ein Flussregenpfeifer auf unserer Baustelle brütet und seine Jungen großzieht, ist ein starkes Zeichen dafür, dass wir beim Bau des Fehmarnbelt-Tunnels Bauarbeiten und Naturschutz erfolgreich miteinander verbinden. Der Flussregenpfeifer ist nur ein Beispiel von vielen, das zeigt, dass unsere Umweltmaßnahmen greifen“, sagt Elena Mettler, Umweltmanagerin beim dänischen Tunnelbauherrn.
Kleiner Watvogel auf der Baustelle
Man muss schon sehr genau hinschauen und hinhören, um den Flussregenpfeifer zu entdecken: Sein Rufen klingt leicht melancholisch, was ganz im Gegensatz zu seinem wuseligen Hin- und Hergetippel steht. Für seine Brut bevorzugt der Flussregenpfeifer offene und kiesige Flächen – und die scheint er in diesem Jahr auf der deutschen Tunnelbaustelle gefunden zu haben.
Mit nur 15 bis 18 Zentimeter ist der Watvogel noch kleiner als der Sandregenpfeifer, der regelmäßig die Baustelle besucht und dort nistet. Die beiden Vogelarten unterscheiden sich auch durch ihre Beinfarbe: Der Sandregenpfeifer hat orange Beine, der Flussregenpfeifer bräunliche.
Umweltschutz ist ein fester Bestandteil der Arbeiten auf der deutschen Tunnelbaustelle. So sind im Planfeststellungsbeschluss für den Fehmarnbelt-Tunnel diverse Auflagen festgehalten, wie mit der Umwelt in der Bauphase umzugehen ist. Die Umweltbaubegleitung (UBB), ein Team aus mehr als 20 Expertinnen und Experten, überprüft regelmäßig, ob diese Auflagen auf der deutschen Baustelle eingehalten werden und berichtet an die Behörden.
Experten schützen Brutplätze
Besonders während der Haupt-Brutzeit von Anfang März bis Ende Juli werden potenzielle Habitate der Vögel, die auf der Baustelle vorhanden oder entstanden sind, sorgfältig kontrolliert. Zweimal pro Woche durchkämmen Expertinnen und Experten mit Ferngläsern das Gelände, um Brutplätze zu identifizieren und diese dann entsprechend schützen zu können.
Die deutsche Tunnelbaustelle umfasst ein Areal von rund 100 Hektar. Da jedoch nicht überall gleichzeitig gebaut wird, können bestimmte Flächen während der Brutzeit als sichere Rückzugsorte für Vögel dienen. „Wir planen die Bauarbeiten so, dass wir die Bedürfnisse der Tierwelt berücksichtigen können“, erklärt Elena Mettler.
Bereiche, die für den Bau genutzt werden müssen, sollen jedoch frei von Nestern bleiben. Damit Vögel sich auf diesen Flächen gar nicht erst allzu heimisch fühlen, werden hier rechtzeitig vor der Brutzeit gezielte Maßnahmen wie Flatterbänder an Stangen als Vergrämungsmaßnahmen eingesetzt. So werden die Vögel sicher von Flächen ferngehalten, auf denen in Kürze schweres Gerät zum Einsatz kommen soll.
Dass die Tunnelbaustelle auch gleichzeitig Lebensraum für so viele Tiere ist, zeigt, dass Großprojekte wie der Fehmarnbelt-Tunnel im Einklang mit der Natur umgesetzt werden können. Femern A/S wird auch in Zukunft daran arbeiten, den Baufortschritt und den Schutz der Umwelt miteinander zu verbinden.




Fotos: Jonas Rusak