2 September 2024
„Wasser marsch!“, hieß es am Mittwochmittag auf der deutschen Baustelle für den Fehmarnbelt-Tunnel. Zwei Tage lang wurde Meerwasser aus dem Becken des Arbeitshafens in den nördlichen Portalbereich gepumpt – insgesamt rund 90.000 Kubikmeter. Nach rund 48 Stunden lag der vorderste Teil des an Land gefertigten Tunnelteils komplett unter Wasser. Nun kann damit begonnen werden, den äußeren temporären Damm, der die Portalbaugrube bislang umschlossen und damit das Arbeiten im Trockenen erst ermöglicht hat, zurückzubauen.
Während die 89 Elemente für den 18 Kilometer langen Absenktunnel ausschließlich in der Fabrik auf Lolland hergestellt werden, entstehen sowohl auf dänischer als auch auf deutscher Seite Tunnelabschnitte direkt in den beiden Portalbaugruben. Die Experten nennen das „Tunnel in offener Bauweise“. Bereits 100 Meter Tunnel sind bei Puttgarden auf diese Weise entstanden.
In den vergangenen Wochen und Monaten liefen viele Vorbereitungen für das Fluten. So wurde über dem nördlichsten Tunnelabschnitt in offener Bauweise ein neuer Damm aufgeschüttet. Er bildet nun die künftige Küstenlinie. Lage für Lage wurde dort Bodenmaterial sowie große Steine aufgebracht. Zudem wurden die Tunnelröhren mit Stahlschotten wasserdicht verschlossen.
„Das Fluten lief planmäßig. Es ist ein sehr schöner Anblick, dass das erste Tunnelteil auf deutscher Seite nun unter Wasser liegt. Das ist eine wichtige Voraussetzung, damit der Absenktunnel später mit dem Tunnelportal bei Puttgarden verbunden werden kann“, sagt Matthias Laubenstein. Als Projektdirektor ist er beim dänischen Bauherrn Femern A/S für den Bau der Portale, Rampen und landseitigen Arbeiten auf beiden Seiten des Fehmarnbelts zuständig.
Im nächsten Schritt wird nun der temporäre Rückhaltedamm zurückgebaut. Für diesen Rückbau werden große Schwimmbagger, ähnlich wie beim Ausheben des Tunnelgrabens, zum Einsatz kommen. Sie werden unmittelbar vor der Küste Fehmarns arbeiten und Steine sowie anderes Material aus dem Damm auf Schuten verladen.
Das weggebaggerte Material wird dann in einen Bereich östlich der Portalbaugrube gebracht. Diese Fläche ist derzeit mit Wasser gefüllt und sieht aus wie ein großes Schwimmbecken. Für die anstehenden Arbeiten wird dieses Becken als Zwischenlager dienen. Das Material aus dem temporären Damm wird später für den permanenten Küstenschutz verwendet. Rund 28.000 Kubikmeter Material werden insgesamt benötigt, um den neuen, 200 Meter langen und 4,5 Meter hohen Damm zu errichten.
Im November sollen die Arbeiten beendet sein. Matthias Laubenstein ist zuversichtlich, dass das funktioniert. „Die Arbeiten, die wir jetzt hier machen, haben wir im Frühjahr dieses Jahres bereits am dänischen Portal durchgeführt. Und dort lief alles nach Plan.“